Europa

Europa ist das weltweit beliebteste Reiseziel. Um angesichts des globalen Wandels diesen ersten Platz behaupten zu können, hat die Europäische Kommission eine politische Strategie vorgestellt, die mit 21 Maßnahmen den Weg hin zu einem europäischen Tourismussektor des 21. Jahrhunderts weisen soll, der sich durch größere Wettbewerbsfähigkeit und mehr Nachhaltigkeit auszeichnet.

Der Sommer ist die Zeit des Jahres, in der Millionen von Europäern in den Urlaub fahren und sich auf ihre Ferienreise freuen. Aber Tourismus bedeutet nicht nur Ruhe und Entspannung – als bedeutender Sektor der europäischen Wirtschaft sind mit ihm auch geschäftliche Interessen verbunden.

Ihre reiche und vielfältige Geschichte, ihre Kultur und ihre Naturschönheiten machen die Europäische Union zum beliebtesten Reiseziel der Welt – sechs EU-Mitgliedstaaten zählen zu den zehn führenden Touristenzielen weltweit. Mit jährlich fast 400 Millionen Besuchern aus aller Welt können die 27 Mitgliedstaaten mehr als 40 % der internationalen Reisenden auf sich verbuchen. Hinzu kommt, dass EU-Bürger jedes Jahr annähernd 1 Milliarde Urlaubsreisen unternehmen, 75 % davon innerhalb des eigenen Landes.

Aus wirtschaftlicher Sicht besteht der Tourismussektor in der EU aus rund 1,8 Millionen Unternehmen – viele davon KMU –, die einen Anteil von jeweils etwa 5 % zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) als auch zur Beschäftigung beitragen und somit Arbeitsplätze für etwa 12 bis 14 Millionen Menschen stellen. Außerdem war im Tourismusbereich in den letzten zehn Jahren durchschnittlich ein stärkeres Beschäftigungswachstum zu verzeichnen als im Vergleich zur Gesamtwirtschaft.

Darüber hinaus kann der Tourismus eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Wohlstand in den Regionen Europas spielen. Touristische Infrastruktur kann auch anderen Zwecken dienen und zur lokalen Entwicklung beitragen, während tourismusbezogene Arbeitsplätze einer rückläufigen Entwicklung der Industrie und des ländlichen Raums entgegenwirken können.

Vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise, die sich in den Jahren 2008 und 2009 auch auf den Tourismus ausgewirkt hat, sind internationale Fachleute zuversichlich, dass sich der Tourismus bald erholen und seine vielversprechende Entwicklung fortsetzen wird. Den nach wie vor optimistischen Zukunftsprognosen zufolge wird sich der Aufwärtstrend im Tourismussektor in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Nach Angaben der UN-Welttourismusorganisation werden bis 2020 über 715 Millionen Menschen der EU einen Besuch abstatten.

Herausforderungen bewältigen

Trotz dieser positiven Aussichten sieht sich die Tourismusbranche bestimmten wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Herausforderungen ausgesetzt. Dazu gehören der wachsende Wettbewerb von Reisezielen in anderen Teilen der Welt, die durch den Tourismus verursachte Umweltbelastung, die Notwendigkeit, neue Marktchancen zu ergreifen, indem man etwa Touristen aus Schwellenländern anzieht, die Weiterentwicklung des innereuropäischen Tourismus und Verlagerung seines Schwerpunkts auf noch unbekannte Reiseziele oder auf die Nebensaison, die Auswirkungen auf die Nachfrage durch eine älter werdende europäische Bevölkerung sowie der technologische Wandel.

Die Bewältigung dieser Herausforderungen erfordert einen einheitlichen politischen Rahmen, nicht nur auf nationaler, sondern auch auf europäischer Ebene, da Tourismus keine Landesgrenzen kennt. Zu diesem Zweck hat der neue Vertrag von Lissabon erstmals auf europäischer Ebene eine ganz auf den Tourismus ausgerichtete rechtliche Grundlage geschaffen, in der erklärt wird, dass „die Union die Maßnahmen der Mitgliedstaaten im Fremdenverkehrssektor ergänzt, insbesondere durch eine Förderung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen der Union in diesem Sektor.“

Die Europäische Kommission stellte den Vorschlag zu einer Tourismusstrategie vor, die auf den Fundamenten des Vertrags von Lissabon aufbaut und künftig den Weg zu höherer Wettbewerbsfähigkeit und größerer Nachhaltigkeit im Fremdenverkehrsbereich ebnen soll. „Wir wollen, dass Europa weltweit das Reiseziel Nr. 1 bleibt“, erklärte Vizepräsident Antonio Tajani, als Mitglied der Kommission zuständig für die Bereiche Unternehmen und Industrie. „Die heute vorgelegte Mitteilung enthält 21 Maßnahmen, mit denen die europäische Tourismusindustrie auf einen erfolgversprechenden Weg ins 21. Jahrhundert gebracht wird.“

Europäische Reiseroute

Die 21 Maßnahmen lassen sich in vier Hauptbereiche gliedern: Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismus in Europa, Förderung eines nachhaltigen, verantwortungsvollen Qualitätstourismus, Aufwertung des Images Europas als nachhaltiges Reiseziel von hoher Qualität, und bestmögliche Nutzung des Potenzials der politischen Maßnahmen und der Finanzinstrumente der EU zur Entwicklung des Tourismus in Europa.

Zu den Vorschlägen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Tourismus in Europa zählen Aktivitäten zur Förderung eines diversifizierten touristischen Angebots wie etwa thematische Tourismusprodukte auf gesamteuropäischer Ebene. Einen hohen Stellenwert genießen hierbei außerdem technische Lösungen wie die Anwendung modernster IKT-Instrumente, der Aufbau von Kompetenzen, die den Erwartungen und Realitäten eines im Wandel befindlichen Marktes entsprechen, sowie Bemühungen zur Verlängerung der Tourismussaison, etwa durch Förderung des Sozialtourismus (siehe Kasten).

Nachhaltigkeit ist mit Wettbewerbsfähigkeit eng verknüpft, da die Qualität von Reisezielen vom natürlichen und kulturellen Umfeld und dessen Einbindung in die lokale Gemeinschaft stark beeinflusst wird. Zur Steigerung der Nachhaltigkeit des europäischen Tourismus schlägt die Europäische Kommission eine Reihe von Maßnahmen vor, so etwa die nachhaltige Nutzung von Ressourcen, solide Umweltmanagementmethoden und die Förderung nachhaltiger Reiseziele, zum Beispiel durch die Initiative EDEN (siehe Kasten).

Zu weiteren Politikbereichen der EU, die sich auf den Tourismus auswirken, zählen auch die Bereiche Umwelt, Verkehr, Beschäftigung, Wettbewerb, Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Die Kommissionsstrategie strebt eine stärkere Einbettung des Tourismus nicht nur in diese Politikbereiche an, sondern auch in damit verbundene EU-Finanzinstrumente wie die Europäischen Strukturfonds und verschiedene andere mehrjährige Finanzierungsprogramme, damit sie ihr Potenzial zur Weiterentwicklung dieses wichtigen Sektors voll entfalten können.

Exzellentes EDEN

Mit dem EDEN-Preis für herausragende europäische Reiseziele möchte die EU ihren Bürgern neue Tourismusregionen vorstellen, die weniger bekannt sind und die eine sozial, kulturell und ökologisch nachhaltige Entwicklung verfolgen.

Mit EDEN soll außerdem das Bewusstsein für die Vielfalt und Qualität europäischer Tourismusangebote gesteigert und der Tourismus in allen Ländern und Regionen der EU gefördert werden. In diesem Jahr wurde der EDEN-Preis zum vierten Mal verliehen.

In jährlich stattfindenden nationalen Wettbewerben ermittelt jedes Teilnehmerland ein „herausragendes Reiseziel“. Jährlich wird ein neues Thema festgelegt: während es 2007 neue herausragende ländliche Reiseziele waren, wurde „Tourismus und lokales immaterielles Kulturerbe“ zum Thema des Jahres 2008 gewählt. 2009 stand das Thema „Tourismus und Schutzgebiete“ im Mittelpunkt, in diesem Jahr ist es „Wassertourismus“. Im kommenden Jahr wird man sich mit „Tourismus und Standortsanierung“ befassen.

Förderung des Fremdenverkehrs in der Nebensaison

Obwohl jedes Jahr Millionen von Europäern in Urlaub fahren, gibt es Personen, die sich eine Reise entweder nicht leisten oder aus anderen Gründen nicht an Urlaubs- oder Bildungsreisen teilnehmen können, wie etwa bestimmte Gruppen älterer Menschen, Jugendlicher und Behinderter.

Die EU begegnet dieser Problematik durch Förderung des Sozialtourismus – ein Konzept, das nicht nur bestimmten Zielgruppen dient, sondern auch für mehr Reisen in der Nebensaison wirbt und zur Weiterentwicklung des Fremdenverkehrs in weniger bekannten europäischen Regionen beiträgt.

Ein Beispiel für Aktivitäten in diesem Bereich ist die von der EU geförderte vorbereitende Maßnahme Calypso, die sich vor allem an die folgenden vier Zielgruppen richtet: benachteiligte junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, finanziell schwache Familien, behinderte Menschen sowie Bürger über 65 Jahre und Rentner bzw. Pensionäre, die sich eine Urlaubsreise nicht leisten können oder die vor der Planung einer Reise zurückschrecken.

Im Rahmen des Projekts Calypso – benannt nach der Seenymphe der griechischen Mythologie, die den Seefahrer und Abenteurer Odysseus sieben Jahre lang auf ihrer Insel festhielt – wurden Mittel und Wege zur Förderung des Austauschs von Ideen und bewährten Verfahren untersucht, wie der grenzüberschreitende Tourismus so gefördert werden kann, dass nicht nur bestimmte Zielgruppen davon profitieren, sondern auch der Tourismussektor sowie Wirtschaft und Gesellschaft insgesamt. Bislang haben 21 EU-Mitgliedstaaten und Beitrittskandidaten an entsprechenden Initiativen teilgenommen.

Europäischer Tourismustag

Anlässlich des diesjährigen Welttourismustages wird am 27. September 2010 in Brüssel der Europäische Tourismustag stattfinden, in dessen Rahmen auch eine Konferenz geplant ist. Die Veranstaltung befasst sich insbesondere mit der Rolle des Tourismus bei der Förderung der europäischen Bürgerschaft sowie des historischen und kulturellen Erbes Europas. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den „Kulturwegen Europas“ gewidmet – im Einklang mit der neuen Mitteilung, die die Notwendigkeit zur Förderung von Kulturreiserouten betont. Schwerpunkt der Veranstaltung des vergangenen Jahres war die Bedeutung von Netzwerken bei der Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in Europa.

Europäisches Tourismusforum

Das Europäische Tourismusforum 2010 wird in Zusammenarbeit mit der belgischen EU-Ratspräsidentschaft am 18. und 19. November 2010 in Malta stattfinden. Diesjähriges Thema ist die Umsetzung der in der Mitteilung über den Tourismus vom Juni 2010 dargelegten Maßnahmen. Es wird erwartet, dass bei dieser Veranstaltung ausführlich auf das Thema „Europa als Marke“ eingegangen werden wird. Quelle: PM © Europäische Union

Bild: CC0 Creative Commons

Sanfter Tourismus – individuell und anspruchsvoll
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